Wer von Ihnen hat im Leben schon einmal Wolken beobachtet? Vielleicht haben Sie es als Kind gemacht? Vielleicht haben Sie es mit Ihren eigenen Kindern oder Enkelkindern gemacht?

Falls Sie einmal im Leben Wolken beobachtet haben, dann wissen Sie, wie schnell sich die Formen der Wolken verändern können. Und womöglich haben Sie dabei auch die eine oder andere bekannte Form erkennen können: einen Hund, einen Drachen, einen Läufer oder eine Hexe mit der krummen Nase :).

Diese kurzen Momente der Wolkenbeobachtung sind hervorragende Beispiele für achtsame Mini Momente. Wenn wir nämlich eine Wolke (oder Wolken) beobachten, sind wir mit unserer Aufmerksamkeit ganz bei unserer Wahrnehmung. Wir sind wahrlich „im Hier und Jetzt“, so wie es in dem Konzept der Achtsamkeit definiert wird. Es gibt diverse Definitionen der Achtsamkeit, aber ein paar Kriterien werden immer wieder genannt:

  1. Präsent im Hier und jetzt sein
  2. Aktive Aufmerksamkeit
  3. Bewusstes Wahrnehmen

Ich finde, dass bei der Wolkenbeobachtung alle drei Kriterien erfüllt sind. Es ist aber nicht nur diese (wunderbare) Aktivität, die als achtsamer Moment definiert werden kann. Wir können viele solche achtsame „wolkenhafte“ 🙂 Mini Momente im Leben gestalten und zwar jeden Tag.

Wofür sind solche achtsamen Momente gut?

Ist das nicht einfach eine, zwar vielleicht nette, aber dennoch Zeitverschwendung?

Das Konzept der Achtsamkeit ist in Asien tausend Jahre alt und ist bei Hatha Yoga, Vipassana und Zen zu finden. Dort gibt es aufeinander abgestimmte Aufmerksamkeitsübungen und die Achtsamkeitsmeditation, die miteinander verbunden sind. Ein vietnamesischer buddhistischer Mönch, Schriftsteller und Lyriker Thích Nhất Hạnh hat es wie folgt zusammengefasst:

Die Vergangenheit ist nicht mehr,

Die Zukunft ist noch nicht da,

Es gibt nur den jetzigen Moment.

Achtsamkeit ist somit die Kunst, in jedem Moment „geistig präsent“ zu sein und damit „voll und ganz in der Gegenwart“ zu leben. In unserer westlichen Welt hat der Psychologe Jon Kabat-Zinn das Konzept dadurch bekannt gemacht, indem er die MBSR Methode (Mindfulness-Based Stress Reduction) entwickelt hat.

Mehrere Wissenschaftler (u.a. auch Jon Kabat-Zin) haben das Konzept der Achtsamkeit unter die Lupe genommen. Dabei sind sie zu einigen interessanten Schlüssen gekommen.

Hirnforscher, wie etwa der Psychologe Dr. Ulrich Ott von der Universität Gießen stellten fest, dass schon nach wenigen Wochen des Achtsamkeitstrainings Bereiche im Gehirn gestärkt werden, die bei der Körperwahrnehmung und bei der Steuerung der Aufmerksamkeit aktiv sind.

Prof. Ott hat in diesem Zusammenhang weitere Ergebnisse veröffentlicht. Durch ein regelmäßiges Achtsamkeitstraining verbessert sich unsere Leistungsfähigkeit und so konnte bei den Probanden in stressigen Situationen ein niedrigerer Adrenalin Pegel gemessen werden, als bei Probanden ohne Achtsamkeitstraining. Menschen hatten nach dem Training ein höheres Glücksempfinden. Auch Empathie & Veränderungsoffenheit nahmen im Laufe des Trainings zu und die mentale Fitness steigerte sich, weil sich Entscheidungsfähigkeit & Gedächtnisleistung verbesserten. Insgesamt stellte Prof. Ott fest, dass wir durch das Achtsamkeitstraining potentiell länger leben. Darüber hinaus hat er als Hirnforscher beobachtet, dass die Gehirnalterung verlangsamt wird.

Können diese Studienbefunde Sie überzeugen, Achtsamkeitstraining in Ihrem Alltag einzusetzen?

Falls ja, dann fehlen Ihnen vielleicht nur noch die passenden Übungen. Das Wort „Übungen“ ist zwar in dem Zusammenhang des „Achtsamkeitstrainings“ passend und doch kann es ein wenig anstrengend erscheinen. Ein Training hat normalerweise etwas mit viel Energie und Kraft zu tun.  Dabei ist Achtsamkeit etwas Wunderbares und vor allem Müheloses. Achtsamkeit bedeutet, viele kurze magische Momente auch im Alltag herbeizuzaubern. In diesen kurzen Augenblicken steht unsere Welt für ein paar Sekunden still steht und wir mittendrin. Wie klingt es jetzt?

Aber wie können wir solche kurzen magischen Momente herbeizaubern?

Es ist im Alltag einfacher, als Sie vielleicht denken. Wir können beispielweise:

  • mehrere achtsame Mini – Momente täglich von 1-3 Minuten genießen, indem wir aufstehen, uns vom Arbeitsplatz/ Computer entfernen, zum Fenster gehen und eben die Wolken beobachten, Vögel am Himmel oder den eigenen Atem spüren, unseren Blick in die Ferne schweifen, uns einfach kurz dehnen & räkeln und lockern und dabei auf die Körperhaltung achten (Tipp: „Body Scan“ Übung) und sich selbst anlächeln und innerlich anerkennen, was wir heute bereits getan haben :).
  • Achtsam Spazieren gehen üben (Tipp: „Geh-Meditation“) – wir gehen langsamer als sonst und beobachten sehr bewusst die Umgebung. Wir nehmen dabei viele Details wahr, wie bspw. die Farbe der Wände, Bilder an den Wänden, den Boden unter den Füßen, oder draußen die Blumen, Bäume, Autos, zwitschernde Vögel, Sonne oder Wolken, etc.
  • Achtsam essen: diese Zeit Smartphone-frei halten (auch wenn es manchmal schwerfallen kann), achtsam essen und dabei beim Kauen ganz genau beobachten, wie sich der Geschmack und Konsistenz verändern, auch mal in Stille essen ohne Gespräche und dabei die Ruhe genießen.
  • Auf eigene Atmung achtsam achten: z.B. bewusste Atemzüge am Anfang/ Mitte/ Ende des Tages (Tipp: tiefe „Yoga – Atmung“, die wir auch „Chirurgen Atmung“ nennen)

 

Sie sehen, dass es viele Ideen gibt, um wunderbare und zauberhafte Mini-Momente im (Berufs-) Alltag zu genießen. Unser Tipp: Sie können manche Mini Übungen auf unserer Website der Itzehoer Akademie als Video sehen und einfach mitmachen:

https://www.itzehoer-akademie.de/akademie-live-erleben/?active-tab=1#tabs

Jon Kabat – Zinn hat einmal gesagt: „Achtsamkeit ist ein Weg, um sich mit sich selbst und der eigenen Erfahrung anzufreunden.“

Und genau das wünsche ich Ihnen vom Herzen: nehmen Sie sich selbst und eigene Erfahrungen im Alltag immer wieder bewusst wahr, schließen Sie Freundschaft mit sich selbst, mit Ihren Körper und Gefühlen, denn das scheint ein sehr guter Weg zur inneren Gelassenheit, Leistungsfähigkeit, besseres Gedächtnis und insgesamt mehr Zufriedenheit 🙂 zu sein.

Bleiben Sie dabei gesund, neugierig und bleiben Sie uns mit Ihrem Interesse an neuen Themen und Perspektiven stets erhalten.

Ludwika