Den Begriff „Work-Life Balance“ habe ich zum ersten Mal bereits vor vielen Jahren gehört. In den 2000ern sprudelte es von Artikeln, Workshops und Vorträgen zu diesem Thema, das in aller Munde war. Die Gesellschaft schien sehr empfänglich dafür zu sein. Viele Menschen haben offensichtlich das Gefühl gehabt, dass diese Balance fehlt und sehnten sich nach Lösungen, um sie wiederherzustellen.

Vor wenigen Jahren hat in der Wirtschaftswelt das neue Thema „Resilienz“, das Interesse der Menschen „erobert“. Bis heute gibt es etliche Workshops, Seminare, Bücher und Artikel dazu.

Ich dachte schon, dass der Begriff „Work-Life Balance“ ausgedient hat. Allerdings habe ich am Ende des letzten Jahres immer wieder Anfragen bekommen, um genau das Thema vorzustellen. Auch in Coachings geht es wieder stärker um Work-Life Balance. Auf Instagram gibt es über 3,8 Millionen Beiträge zu diesem Thema. Es gerät, wie es scheint, erneut stärker in den allgemeinen Fokus.

Den Begriff „Work-Life Balance“ finde ich persönlich ein wenig irreführend. Er unterstellt, dass Arbeit und Leben zwei verschiedene Bereiche sind, die in Balance gehalten werden sollen. Arbeit scheint vom Leben abgekoppelt zu sein, und die Annahme liegt nahe, dass Arbeit etwas ist, was sein „muss“, aber nicht wirklich erstrebenswert ist.

Für viele Menschen, und dazu gehören auch Versicherungsmakler/innen, die gerne Ihren Beruf ausüben und gerne Menschen unterstützen, ist Arbeit ein wichtiger Teil des Lebens. Es ist weit mehr als nur eine Einkommensquelle. Arbeit kann erfüllend und eine Quelle der Selbstverwirklichung und Zufriedenheit sein. Dabei entsteht eine sogenannte „Selbstwirksamkeit“ eines Menschen, die ein wichtiger Schutzfaktor für unsere Resilienz ist.

Was ist aber Selbstwirksamkeit?

Der Begriff stammt aus der psychologischen Forschung von Albert Bandura. Nach seiner Theorie ist Selbstwirksamkeit der Glaube und die Überzeugung, dass wir aus eigener Kraft und mit eigenen Kompetenzen Aufgaben bewältigen können. Die Selbstwirksamkeit ist mitentscheidend dafür, wie Menschen denken, fühlen und sich verhalten.  Und genau diese Selbstwirksamkeit wird im Laufe unseres Lebens bei unserer täglichen Arbeit durch kleine und große Erfolge gestärkt. Wir erfahren tagtäglich, dass wir durch unsere Handlungen eine Wirkung erzielen können, die andere sogar bewundern und uns persönlich stolz machen.

Das alles trägt dazu bei, dass Arbeit, also „work“ (auf English), ein wichtiger Teil unseres Lebens ist. Daher sollten wir vor allem auf die Balance zwischen beruflichem und privatem Leben achten.

Weswegen ist es wichtig, unser Leben in Balance zu halten?

Die Frage ist gar nicht so abwegig. Viele von uns arbeiten sehr gerne und schöpfen daraus Zufriedenheit.  Diese Menschen würden sich ernsthaft fragen, warum es wichtig ist, mal weniger zu arbeiten, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Schließlich finden sie viel Erfüllung bei der Arbeit und erfahren vielleicht sogar innere Flow-Zustände bei der Bewältigung der Aufgaben. Einen Flow- Zustand erreichen Menschen dann, wenn sie bei einer Tätigkeit die Zeit und Raum vergessen und dabei gleichzeitig viele Glücksgefühle erleben. Ich finde, dass gerade diese Menschen sich auf jeden Fall glücklich schätzen dürfen, wenn sie ihren erfüllenden Arbeitsplatz im Leben gefunden haben. Bei solchen wunderbaren Jobs fällt es leicht, zur Arbeit zu gehen und mit viel Energie und Freude viele Stunden – oft auch ohne Pausen – in die Aufgaben zu investieren. Die Glücksgefühle, die dabei entstehen, tragen und beflügeln uns. Und dennoch sollten auch diese Menschen, und alle anderen natürlich auch, darauf achten, eine Balance im Leben zu schaffen.

Warum ist es so wichtig die Balance im Leben zu halten?

Die Antwort ist einfach und schnell formuliert: In erster Linie deswegen, um sich zu erholen und zu regenerieren oder anders ausgedrückt, Belastung und Regeneration im ausbalancierten Gleichgewicht zu halten.

Auch wenn Sie die Belastung am Arbeitsplatz, der Ihnen Spaß macht, nicht als negativ empfinden, brauchen Sie Zeiten, in denen Sie ganz andere Dinge machen. Denn auch bei solcher Arbeit, die uns Spaß macht, spannen Sie sich stundenlang an. Sie konzentrieren sich, sind kreativ und effektiv, weil Sie ja die Arbeit bestmöglich erledigen möchten. Diese Anspannung bedeutet Anstrengung. Ihr Körper wird in einen „Alarmzustand“ versetzt. Und diese Anspannung = Alarmzustand wird in der Psychologie als Stress definiert. Die Menschen, die eigene Arbeitsaufgaben nicht immer mit Flow-Gefühlen und Zufriedenheit erledigen, spüren oft viel schneller, dass die dauerhafte Anspannung müder macht und Leistung reduziert. Aber egal, welche Arbeitsaufgaben wir erledigen: Wir alle ermüden irgendwann, auch wenn wir es nicht gleich bemerken. Schon aus diesem Grund ist es so wichtig, auf eine Balance im Leben zu achten und diese aufrechtzuerhalten.

Aufrechterhaltung von Balance und auch Stressbewältigung sind lebenslange Aufgaben und nicht immer einfach. Zudem bedeutet Stress für jeden etwas Anderes. Es ist wichtig, die individuellen Stressoren zu erkennen und eigene, passende Wege zu finden, um damit umzugehen und mehr Balance im Leben zu erreichen. Dadurch können wir uns unsere Leistungsfähigkeit und auch Freude und Spaß am Arbeitsplatz langfristig erhalten.

 

 Drei Tipps für mehr Balance im Leben:

  • Positives Erleben fördern

Raus aus der Grübeln-Falle! Eine positive Haltung und der bewusste Blick auf die guten Dinge kann das Leben dauerhaft verändern. Gute Gefühle machen uns stärker, kreativer und gesünder. So können wir unser Potenzial besser ausschöpfen und die geistige Energie erneuern. Eine wirksame Übung ist es, sich am Ende des Tages (beispielsweise im Bett kurz vor dem Einschlafen) zu fragen: Was war heute gut? Was habe ich Positives erlebt? Malen Sie sich die Situationen vor Ihrem inneren Auge aus, und genießen Sie die Momente noch einmal😊.

  • Eigene Belastbarkeit stärken

Ein gutes Selbstmanagement hilft dabei, eigenen Arbeitstag effektiv zu gestalten und gesunde Routinen zu entwickeln – auch dann, wenn uns die eigene Arbeit viel Spaß macht. Dabei geht es auch darum, eigene Zeit so zu strukturieren, dass wir jeden Tag Platz auch für andere Dinge im Leben außerhalb der Arbeit finden, die uns erfüllen, zufrieden und glücklich machen. Dabei können Sie sich immer wieder die Frage stellen: Was mache ich zu wenig im Leben? Die Antwort wird uns die Bereiche in unserem Leben zeigen, die uns wichtig sind, uns Spaß machen, die wir aber offensichtlich vermissen, weil wir nicht genügend Zeit dafür finden. Fragen Sie sich dann, was Sie zu viel machen und was Sie kürzen können oder sollen oder möchten, um einem Hobby nachzugehen, sich wieder öfter mit Freunden zu treffen etc., um im Leben wieder die Balance zu schaffen. Nur so können wir langfristig gesund, zufrieden und belastbar bleiben.

  • Regenerative Stresskompetenz entwickeln

Die Erholung gehört genauso zum Erfolg wie die Anstrengung. Wenn wir bewusst zwischen „on“ und „off“ wechseln, arbeiten wir konzentrierter und gewinnen mehr Zeit und Lebensfreude. Durch den Blick auf folgende Schritte bleiben wir auch im Arbeitsalltag in Balance: echte Pausen machen, richtig abschalten durch beispielsweise Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Meditation oder einfach durch stille Momente in denen Sie fünf Minuten oder länger ganz bewusst nichts tun😊. Auch mit gezielter aktiver Erholung, beispielsweise mit Bewegung oder Dehnungsübungen, können wir blitzschnell wieder auftanken.

Nutzen Sie verschiedene Kraftquellen ganz individuell – sowohl am Arbeitsplatz aber auch privat. Gestalten Sie Ihre Balance im Leben nach Ihren Wünschen, greifen Sie aktiv nach Ihren Zielen, Plänen und auch Träumen. Seien Sie nicht frustriert, wenn Sie mal Phasen erleben, in denen Ihr Alltag aus der Balance gerät. Das ist manchmal so, und es gehört dazu. Kehren Sie dann aber immer wieder zum Ziel zurück, Ihr eigenes Leben in Balance zu halten. Bringen Sie als Kapitän Ihr „Boot“ immer wieder auf den für Sie richtigen Kurs.

Das wünsche ich Ihnen am Anfang des neuen Jahres von Herzen: Leben in Balance mit viel Zufriedenheit – und vor allem ein erfülltes statt ein gefülltes Leben.

Bleiben Sie dabei gesund, neugierig und bleiben Sie uns mit Ihrem Interesse an neuen Themen und Perspektiven stets erhalten.

Ludwika