Miesmacher– oder Mutmacher–Gedanken?

„Self Care“ als Basis gesunder Führung – Gesund führen – aber wie? Folge 3

Kennen Sie Menschen, die stets sehr gestresst wirken oder gar von sich selbst behaupten, sie stünden „unter Strom“? Kennen Sie Menschen, die ihre Mahlzeiten zwischendurch verschlingen anstatt zu genießen, weil sie laufend „zu tun haben“? Menschen die kaum lächeln, die sich über Kleinigkeiten aufregen und beim Telefonieren häufig die Stimme heben. Vielleicht kennen Sie Menschen, die permanent Überstunden machen und behaupten, sie hätten schlicht keine Zeit, um sich tagsüber ein wenig zu bewegen.

Wir alle kennen solche Menschen und möglicherweise können wir uns selbst von der einen oder anderen Beschreibung nicht freisprechen. Denn zugegeben: Immer zu 100 Prozent auf das eigene Wohlergehen zu achten, das ist keine leichte Aufgabe. Vielleicht ist es sogar unmöglich, insbesondere dann, wenn es auch noch die eine oder andere Aufgabe nebenbei zu bewältigen gilt: ein bisschen Arbeiten, sich um die Kinder kümmern, den Haushalt organisieren oder die Eltern pflegen.

Das nimmt ihnen niemand ab!

Zwischen all den Aufgaben, die unseren Alltag prägen, gibt es eine Aufgabe die uns niemand abnehmen kann. Sie heißt: Selbstfürsorge. Und weil sich Selbstfürsorge nun mal nicht delegieren lässt, liegt die Verantwortung bei jedem Einzelnen von uns. Sie entscheiden: Integrieren Sie ein paar gesundheitsförderliche Aspekte „ein bisschen“ ins tägliche Leben, oder leben Sie mit dem Risiko, im Alter Beschwerden zu entwickeln, mit denen Sie dann von Arzt zu Arzt laufen?

Wir meinen: Es ist deutlich attraktiver, das Thema Self-Care (=Selbstfürsorge) frühzeitig ins Laufen zu bringen. Für Führungskräfte gilt das in besonderem Maße. Viele Studien belegen, dass das Verhalten einer Führungskraft maßgeblich auf die Gesundheit der Mitarbeiter einwirkt.  „Self-Care“ fördert somit die Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit ganzer Teams.  Das sind doch gute Aussichten😊.

Aber wie kann es gelingen die eigene Gesundheit zu fördern?

Dieser Frage haben wir uns im letzten Blogbeitrag gewidmet und viele inspirierende Ideen von Ihnen – unseren Lesern – erhalten.  Wir haben diese Antworten der WHO-Definition („Zustand körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens“) zugeordnet.

Körper & Psyche:

Ob an Arbeitstagen oder am Wochenende – ich versuche immer einen Teil des Tages an der frischen Luft in Bewegung zu bleiben. Dies gelingt mir durch meine Tiere sehr gut: Regelmäßige Spaziergänge (…) sind fest in meinen Alltag integriert. Ich bleibe so nicht nur fit, sondern ich schalte auch mental ab. Es gelingt mir, mich zu entspannen und den beruflichen Stress zu vergessen.“

Psyche:

Für meine Psyche hilft es mir, mich von einigen Sachen zu distanzieren, diese nicht persönlich zu nehmen, sondern mich auf die Sache zu fokussieren. Zudem gestehe ich mir offen Fehler ein, das hilft, den Druck rauszunehmen.“ 

Soziales & Psyche:

Sowohl Privat wie auch beruflich ist der Kontakt zu anderen Menschen für mich gut und gesundheitsfördernd, dadurch komme ich auf neue Gedanken, lasse aber auch meinen eigenen Gedanken freien Lauf und schleppe diese nicht nur für mich herum.“

Körper:

„Vor allem gesundes Essen. Das bedeutet für mich qualitativ hochwertige Lebensmittel. Am besten aus eigener Erzeugung oder immer von bekannten Bauernhöfen etc. Wir züchten selbst Schweine und Gemüse, kriegen von unserem Nachbarn Eier. Wild und Rind wird von uns bekannten Jägern oder Biohöfen bezogen. Damit genießt man wieder etwas mehr das Essen und hat mehr Wertschätzung, da man weiß, was für Arbeit gute Produkte machen. Leider kann ich aber auch nicht zu einer guten Currywurst am Imbissstand komplett Nein sagen, aber es muss ja noch Steigerungspotenzial geben. 😊

Soziales:

„Mein Glücksbote schlecht hin, sind meine Kinder. Viel Zeit mit meinen Kindern (mit meiner Frau natürlich auch 😉) verbringen.“

Dazu haben wir viele weitere Impulse und Ideen erhalten:

  • Regelmäßiges Joggen, Yoga, Meditation, Radfahren, Spazieren, Wandern, Schwimmen, Kraftsport, Fitness, Sauna
  • Ordentliche Mittagspause mit einem kleinen Spaziergang an der frischen Luft
  • Kurze Zwischendurch-Pausen bei der Arbeit
  • Für einen ausreichenden Schlaf sorgen
  • Treffen mit Freunden
  • Gespräch mit einer guten Freundin, Partnerin/ einem guten Freund, Partner
  • Quality-Zeit zusammen mit der Familie

Haben Sie nochmals vielen Dank für die vielfältigen Rückmeldungen.

Auf die Denkmuster kommt’s an

Was fällt Ihnen beim Betrachten der Rückmeldungen – insbesondere an den Kurzimpulsen aus der Aufzählung – ihrer Berufskollegen auf?

Unser Eindruck: Die meisten Ideen kommen aus den Bereichen „Körper & Soziales“. Das ist grundsätzlich sehr lobenswert. 😊 Wir sagen: „Prima – weiter so!“.

Auffällig ist jedoch auch, dass wir uns mit spontanen Impulsen aus dem Bereich „Psyche“ etwas schwerer tun. Dabei spielen unsere Denkmuster eine wichtige Rolle, denn es sind nicht die Ereignisse des Berufsalltags, die uns stressen, sondern unsere innere Bewertung dieser Ereignisse.

Nehmen wir ein Beispiel:

Sie kommen nach dem Wochenende ins Büro, starten den Computer und sehen mehrere E-Mails mit dringende Bitten . Kunde A möchte sofort zurückgerufen werden, da ein Schaden passiert sei. Kunde B möchte sein Auto anmelden und benötigt dringend eine evB. (und zwar heute, natürlich!). Zeitgleich ruft Kunde C an und verschafft sich über die schleppende Leistungsabwicklung eines Versicherers Luft. Was sich dabei herausstellt: Der Fall stockt, weil einer ihrer Mitarbeiter notwendige Informationen nicht wie vereinbart weitergeleitet hat. „Typisch! Wieder Mitarbeiter Z. Wieder die mangelnde Sorgfalt, auf die ich ihn schon so oft hingewiesen habe“.

Was denken Sie, wenn Ihre Woche so oder ähnlich beginnt?

Vielleicht so etwas wie: „Das wird wieder mal eine ätzende Woche!“ Oder: „Fängt ja schon gut an.“?

Mit solchen Gedanken wird die Woche nicht besser. Dinge, die da sind, können Sie meistens nicht ändern (zumindest nicht im ersten Moment). Sie können jedoch dafür sorgen, die eigene Haltung bzw. das eigene Denkmuster zu verändern. Dadurch lösen sich viele Situationen in mehr Gelassenheit, Ihr Stresslevel sinkt. Ihre Gesundheit dankt es Ihnen 😊.

 „Miesmacher – Gedanken“ vs. „Mutmacher – Gedanken“

Statt zu denken: „Das wird wieder mal `ne ätzende Woche.“ Könnten Sie Ihre Denkweise bewusst verändern in: „Alles halb so wild. Und heute Abend geht‘s zum Fußball.“  oder „Am Donnerstag gehe ich mit meinen Freunden X & Y zum Abendessen. Das wird lustig.“

Andere Beispiele für Miesmacher-Gedanken:

  1. „Der Job ist immer soo anstrengend und immer muss ich kämpfen. Ich kann meine Mitarbeiter/innen nie richtig motivieren.“

oder

  1. „Immer muss mir so etwas passieren.“

oder

  1. „Der Chef hat‘s auf mich abgesehen. Sonst würd‘ der mich nicht mit so `nem Krempel beauftragen.“

Verändern Sie Ihre Miesmacher-Gedanken in Mutmacher – Gedanken:

  1. „Ich mache den Job seit Jahren und es hat bis jetzt doch immer irgendwie geklappt! Ich habe schon viele schwierige Sachen hingekriegt. Das schaff ich schon!“
  2. „Solche Situationen gehören dazu. Es ist wie es ist. Ist `ne Herausforderung, aber ich schaffe es, wie immer bisher.“
  3. „Er hat Vertrauen, dass ich es schaffe. Das ist ein Kompliment für mich. Ich bin der Experte in seinen Augen.“

Das sind nur Beispiele. Es kann sein, dass andere Denkmuster (= Stressverstärker) Sie antreiben und Ihnen immer wieder Stress bereiten. Es gilt, diese zu identifizieren und dann zu verändern.

In diesem Kontext möchten wir noch eine Rückmeldung von einem unserer Leser mit Ihnen teilen:

Er schrieb „aktuell mache ich einfach mehr schlecht als gut, ich esse schlecht, mache keinen Sport, und habe wenig Schlaf. 😊. Aber sonst geht’s mir gut😊.“

Zugegeben: Der Kollege tut aktuell wenig für den Bereich „Körper“. Wir kennen ihn jedoch recht gut und wissen, dass er vor allem sehr viel für die eigene Psyche tut. Er pflegt und arbeitet aktiv an eigenen inneren Denkmustern und sucht bei Schwierigkeiten stets nach praktikablen Lösungen. Das beschreibt auch sein Statement. Er beschreibt sich selbst als den „Handelnden“ – und nicht als „Opfer“ der Umstände. Das ist ein starker Schutzfaktor unserer Resilienz, d.h. unserer inneren Widerstandsfähigkeit.

Als Führungskraft sind Sie gefordert, den eigenen Stress besser in den Griff zu bekommen. Ihre Mitarbeiter/innen orientieren sich stark an Ihnen – ob Sie es wollen oder nicht.

Achten Sie bitte auf Ihre Gesundheit in dem Sie regelmäßig etwas für Körper, Psyche und das Soziale tun:

  • Entwickeln Sie kontinuierlich positiv Ihre Einstellungen und Mutmacher-Gedanken, verändern Sie Ihre Stressverstärker in förderliche Denkmuster.
  • Nehmen Sie sich für Ihren Körper täglich mindestens ein kleines Ziel vor (z.B. Bewegungspausen, Mini-Übungen, oder ein gesundes Essen).
  • Üben Sie sich darin, „Nein“ zu sich selbst und zu den dringlichen aber unwichtigen Anliegen im Beruf zu sagen, um Überstunden zu minimieren  mehr Zeit für (Körper, Psyche & Soziales).
  • Bleiben Sie dran, Ihre guten sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten oder vielleicht sogar auszubauen.
  • Fokussieren Sie sich auf die guten Dinge in Ihrem beruflichen und privaten Leben, und seien Sie bewusst dankbar dafür – auch das stärkt Ihre Psyche, dadurch Ihre Resilienz und somit Ihre Gesundheit und verändert Ihre Denkmuster und insgesamt Ihre Haltung zum Positiven.

Selbstfürsorge ist der Schlüssel zu Ihrer Gesundheit und die Basis einer gesunden Teamführung. Weitere Dimensionen des „gesunden Führens“ möchten wir in den kommenden Beiträgen mit Ihnen unter die Lupe nehmen. Wir freuen uns, dazu wieder ein paar Impulse von Ihnen zu erhalten. Diesmal zu den Fragen. Nutzen Sie einfach unsere praktische Abstimmungsfunktion:

Geben Sie genug Anerkennung?

Bekommen Sie genug Anerkennung?

Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldung und wünschen viele bunte Gedanken, spannende Reflexionen über gesunde Führung und viele gemütliche Adventstage.

Bleiben Sie neugierig und (natürlich 😊) gesund!

Ludwika & Matthias