Die Zeiten sind alles andere als gewöhnlich. Vielleicht erleben auch Sie Phasen, in denen Frustration und Sorge die Oberhand gewinnen, und Sie sich fragen, wie Sie der gegenwärtigen Situation am besten begegnen könnten?

Eine kurze Geschichte aus der historischen Seefahrt kann hierbei vielleicht helfen.

„Wer den Hafen nicht kennt, für den ist kein Wind der günstige“.

Dieser Ausspruch wird dem römischen Philosophen Seneca nachgesagt. Er lebte in den ersten Jahren nach Christus. Es war das Zeitalter der mutigen Seefahrer. Derer, die ohne genaue Kenntnis von Wasserwegen, Wettervorhersagen und Küstenbeschaffenheit in die Ferne gesegelt sind. Niemand wusste genau, wie und wo der nächste Hafen erreicht werden würde. Das klare Ziel vor den Augen eines jedes Seemannes war jedoch eins: Ein neues und bislang unbekanntes Stück Land zu entdecken, gesund zu bleiben und darüber hinaus (am besten reich) nach Hause zurückzukommen, um von den Erlebnissen zu berichten.


Podcast Version:


Damals wie heute gab es aber auch viele Geschichten über missglückte Fernreisen. Und mindestens genauso viele Gründe dafür. Etwa fehlerhaftes Kartenmaterial, widrige Bedingungen (Stürme, Felsen, Eisberge), mangelhaft erbaute Boote oder Ressourcenengpässe (Wasser, Nahrung). All das hat immer wieder zu lebensbedrohlichen und zermarternden Situationen geführt.

Um zu überleben, hat vielen Seefahrern das geholfen, was in der Psychologie heute als „Reaching-out“ bezeichnet wird. Eine Begrifflichkeit, die sich mit „Ziel- oder Zukunftsorientierung“ ins Deutsche übersetzen lässt. Es geht dabei darum, den Fokus auf ein Ziel vor den Augen zu behalten. Beispielsweise die eigene Familie wiederzusehen, oder in der Heimat von der Reise berichten zu können, um Ruhm und Anerkennung zu erlangen. Je stärker das innere Ziel war, desto größer die Chance zu überleben.

Was zu Zeiten der Seefahrer galt, gilt auch heute. Ein Ziel zu haben, und den festen Willen, es erreichen zu wollen, hilft als Resilienz-Schutzfaktor schwierige und belastende Zeiten durchzustehen.

Aber welche Ziele können es sein? Welche können uns in der aktuellen Situation am besten dabei unterstützen, positiv, zuversichtlich und stark zu bleiben?

Starker Fokus auf kurz- & mittelfristige Ziele – Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wir wissen alle nicht, wann sich die aktuelle Situation ändern wird. Wann ist sie überstanden? Wann können wir endlich unsere Freunde wieder treffen, in den Urlaub fahren, die Dinge unternehmen nach denen wir uns sehnen und das Leben einfach wieder unbeschwert genießen? Wann können wir unsere Geschäfte wieder normal führen? Fragen, auf die aktuell Niemand die Antwort kennt. Wir leben – ähnlich wie die Seefahrer – in einem Umfeld der Unsicherheit. Was uns helfen kann, ist der innere Blick in die Zukunft und auf die eigenen kurz- & mittelfristigen Ziele. Hier gilt es, sich selbst zu hinterfragen. Was möchte ich im kommenden Jahr beruflich erreichen? Welche Fähigkeiten möchte ich entwickeln? Welche Konsequenzen leite ich für mich und meinen Betrieb aus der Corona-Krise ab? Neue Medienkanäle? Stärkerer Fokus auf bestimmte Zielgruppen? Andere Produktpartner? Was sind die Dinge, die Sie unzufrieden machen und um die Sie sich aufgrund der Belastungen im Tagesgeschäft nie richtig gekümmert haben?

Tipp 1
Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit diesen wichtigen, aber nicht dringenden Fragen zu befassen. Schirmen Sie sich ab von Telefonaten, E-Mails und Push-Nachrichten auf dem Smartphone. Setzen Sie sich bequem hin und schreiben alle Ideen auf, die Sie schon lange im Kopf haben. Seien Sie ehrlich zu sich. Legen Sie den Zettel ruhig auch nochmal zur Seite und schlafen eine Nacht darüber. Mit etwas Abstand können Sie am nächsten Tag neu sortieren, ergänzen und am Ende einen Plan für die drei wichtigsten kurz- & mittelfristigen Ziele entwerfen. Vergessen Sie nicht, sich sogenannte „Meilensteine“ aufzuschreiben. Also die Zeitpunkte, zu denen Sie einzelne Schritte erreichen möchten. Bleiben Sie dabei realistisch. Das Aufschreiben hilft, um das Vorhaben ernst zu nehmen und umzusetzen. Sie können sich auch Belohnungen nach jedem erreichten Schritt dazuschreiben. Das ist eine schöne zusätzliche Motivation um durchzuhalten und die Ziele zu erreichen.

Strategische Ziele: Greifen Sie nach den Sternen

Menschen, mit einer sehr ausgeprägten und besonders starken inneren Stärke, ist es oft gemein, dass sie sehr klare langfristige Pläne und Visionen für sich definiert haben, und ihren Alltag immer wieder daran ausrichten. Was ist Ihr Fernziel? Wohin soll Ihre Reise gehen? Schaffen Sie sich innere Bilder von den Situationen, die irgendwann eintreten werden. Das gilt für berufliche Visionen genauso wie für die kleinen Freuden des Lebens. Mit welchen Menschen möchten Sie Zeit verbringen? Welche Themen sollen im Zentrum Ihres Lebens stehen? Was immer Sie sich visualisieren – die Aussicht darauf wird ihnen helfen, unsichere und kritische Zeiten zu überstehen.

Tipp 2
Nehmen Sie sich auch für die langfristigen Ziele ein paar Momente Zeit. Vielleicht bei einem guten Glas Wein? Überlegen Sie in Ruhe, wo Sie in den nächsten 5-10 Jahren stehen möchten. Definieren Sie auch hier konkrete Ziele, Zwischenschritte und konkrete Maßnahmen, um die Visionen zu realisieren. Wenn Ihre Vision eine besondere Investition erfordert (zum Beispiel eine besondere Reise), könnte eine Maßnahme sein, ab sofort monatlich eine feste Summe an Geld zu sparen. Bei beruflichen Vorhaben fällt die Definition einer Vision mitunter schwerer, da sie oft komplexer und von mehreren – untereinander verwobenen – Faktoren, abhängig erscheint. Hier kann ein professionelles Coaching eine sehr gute Investition sein. Einfach um die Dinge anschließend klarer zu sehen. Die Erarbeitung konkreter Lösungen gelingt dann häufig effektiver.

So oder so. Richten Sie Ihre Gedanken in die Zukunft! Entwerfen Sie sich ein Bild von der Zukunft, wie es für Sie schön und erstrebenswert ist. Greifen Sie nach den Sternen – gerade in diesen unsicheren Zeiten. Das wird Ihnen helfen, Ihre Zuversicht zu bewahren und innerlich gestärkt daraus hervorzugehen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei! Bitte bleiben Sie – heute noch mehr als sonst – gesund und neugierig.

 

Ludwika & Matthias

© Bild: Itzehoer Akademie/Vormbrock