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… effektivsten Möglichkeiten einen Mitarbeiter zu vergraulen

  1. Vermeiden Sie Feedback
    Verfahren Sie nach der Devise „Nicht gemeckert ist gelobt genug“ und machen Sie Ihren Mitarbeitern ordentlich Feuer unterm Hintern, wenn Arbeitsleistung oder Motivation nachlassen.Stellen Sie sich nur mal vor, Sie würden regelmäßig und ausgewogen Kritik und Anerkennung ausdrücken. Das Ganze auch noch nachvollziehbar, anhand von Beispielen belegt und ergänzt um klare Verabredungen für die Zukunft. Ihr Mitarbeiter würde womöglich regelrecht aufblühen. Erst recht, wenn Sie ihn mit Aufgaben bedenken, die das obere Drittel seiner Leistungsfähigkeit erfordern. Dort arbeiten Menschen nämlich am effektivsten. Doch dann werden Sie ihn nie wohl wieder los …
  2. Seien Sie unauthentisch
    Natürlich dürfen Sie Ihren Unmut äußern, wenn irgendwo in der Öffentlichkeit etwas ganz widersprüchlich abläuft. Wenn eine Umweltaktivistin bei einer Gala einen Preis für Ihr Engagement erhält – und keine drei Minuten später eine Jungschauspielerin mit einem spritschluckenden Geländewagen beschenkt wird. Das ist doch nicht authentisch. Rufen Sie es ruhig aus! Wenn Politiker die Renten oder andere Sozialleistungen für die Bürger kürzen, ihre eigenen Diäten aber erhöhen. Das ist doch nicht authentisch. Rufen Sie es ruhig aus! Schließlich stehen die Akteure in der Öffentlichkeit und müssen damit rechnen, dass sie unter Beobachtung sind. Da werden Sie sich doch wohl empören dürfen.Gut, dass Sie als Chef von Ihren Mitarbeitern nicht beobachtet werden. Sie können also getrost „Sparzwänge“ bei den Gehaltsrunden ausrufen und in den Mittagspausen kulinarisch richtig zulangen. Gehen Sie ins Steakhouse oder genießen Sie Ihr extravagantes Sushi. Nehmen Sie einfach einen Kunden mit und setzen Sie die Kosten als Betriebsausgaben von der Steuer ab. Predigen Sie also Wasser und trinken Sie Wein!

    Das funktioniert auch in anderen Unternehmensbereichen.

    Vielleicht ist Ihnen ein erfrischender und einheitlicher modischer Auftritt ihrer Mitarbeiter wichtig. Wenn diese also in einer „einheitlichen Linie“ auftreten, wählen Sie in jedem Fall eine Garderobe, die in betontem Kontrast dazu steht. Ihre Mitarbeiter tragen optisch abgestimmte Polo-Shirts. Dann greifen Sie unbedingt zu Krawatte, Einstecktuch und Manschettenknöpfen. Oder Ihre Mitarbeiter tragen Business-Look. Dann holen Sie Ihren Jogginganzug aus dem Schrank!
    Und noch was: Sie wissen natürlich am besten, wie man dem Kunden auch mal eine schlechte Nachricht überbringt. Aber lassen Sie das lieber Ihre Mitarbeiter erledigen. Sie selbst kümmern sich lieber bei der anschließenden Kundenbeschwerde um den Fall – um dann ganz authentisch die schlechte Nachricht zurückzunehmen, damit der Kunde sich wieder wohl fühlt.

  3. Richten Sie Arbeitsplätze praktikabel ein
    Richten Sie den Arbeitsplatz ihrer Mitarbeiter so ein, dass alles da ist, und nichts stört. Am besten also ein Raum ohne Fenster. Also kein Tageslicht, aber dafür auch keine Ablenkung. Das pausenlose Sitzen am Schreibtisch hat sich ebenfalls etabliert. Über Jahre! Und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Adipositas haben ja nichts mit Bewegungsmangel im Büro zu tun. Dort hält man sich schließlich nur für acht bis zehn Stunden am Tag auf. Sie brauchen also keine höhenverstellbaren Tische oder Headsets die Bewegung und Wohlbefinden forcieren würden. Gemeinschaftsräume, ein angenehmes Raumklima, freundliches Ambiente? Auch all das erledigt ihnen keine Vorgänge. Lassen Sie den ganzen Kram also einfach weg. Sonst hält sich Ihr Mitarbeiter noch gerne bei Ihnen auf.
  4. Kontrollieren Sie jeden Arbeitsschritt
    Sie sind der Chef. Also behalten Sie auch die Kontrolle. Schließlich tragen Sie ja auch die Verantwortung, wenn einer Ihrer Mitarbeiter einen Fehler macht, der das Unternehmen hinterher vielleicht viel Geld kostet. Werden Sie also Großmeister im Mikro-Management. Kontrollieren Sie alle (wirklich: ALLE) Arbeitsschritte Ihrer Mitarbeiter und überprüfen Sie jedes Ergebnis einer delegierten Aufgabe haargenau.Sie werden sehen. Ihre Mitarbeiter werden sehr schnell verstehen, dass

    • Sie ihnen nichts zu trauen.
    • Sie selbst bald keine Zeit mehr für Ihre eigene Arbeit haben.
    • sich Ihre selbsterfüllende Prophezeiung – „Es gibt keine guten Mitarbeiter mehr“ – sehr bald bewahrheiten wird und…
    • …dass Ihre Mitarbeiter sich eine anspruchsvollere Stelle suchen werden.

    Mission completed

  5. Erklären Sie das „Wie“ und das „Was“ – Aber nie das „Warum“!
    Die Aufgabe Ihrer Mitarbeiter ist es, die Arbeiten die Sie für sie vorgesehen haben, auszuführen. Und zwar korrekt und verbindlich. Warum sollte das „Warum“ wichtig sein?
    Die Mitarbeiter würden womöglich erkennen, welchen Anteil und Wert ihr Handeln für das große Ganze hat. Man kann ja selbst einem Fünfjährigen beibringen, auf Plastikverpackungen zu verzichten, wenn man ihm nur einmal visualisiert, was der Abfall in den Weltmeeren und bei deren Bewohnern anrichtet. Die Erklärung des „Warum“ würde also die intrinsische (von innen kommende) Motivation Ihrer Mitarbeiter aufblühen lassen. Aber das ist nun wirklich das Letzte was man gebrauchen kann, wenn man sich den Kopf darüber zerbricht, wie man seine Mitarbeiter erfolgreich vergraulen könnte.Vielleicht wollen Sie es sich mit der Umsetzung ja doch noch mal überlegen

    Beste Grüße
    Matthias

    © Bild: Itzehoer Akademie